Kienmühle

Wie oft, wenn ich vom Jagen kam,
Hat mich der „Tiger“ laut gestellt;
Der Müller auf dem Brücklein mich
Begrüßt in seiner kleinen Welt!

Dann saß ich auf der Bank am Haus,
Die Linde spielt' im Abendwind;
Der Müller schmaucht' sein Pfeifchen aus
Und um mich tollt' mein Pathenkind.

Das Vieh trieb blöckend in den Stall,
Die Gänse schnattern im Bach;
Und über all dem Frieden zog
Der Waldfalk seiner Beute nach! –

Ein einfach Bild, doch schöner kein's
Das je ich in der Welt erschaut;
So weltfern und so waldesfrisch,
Von Abendsegen überthaut!

Und heut' noch, wo die Fremde mich
Mit ihrer weichen Pracht umfängt
Und segenschwer vor's Fenster mir
Die üppig gold'ne Traube hängt –

Noch heute summt durch meinen Traum
Ein fernes Lied, so leis und lind,
So liebend, wie wenn in den Schlaf
Die Mutter singt ihr krankes Kind!

's ist nicht des Südens Wellenlied,
Dem ich an Bajä's Strand gelauscht;
's ist nicht des Unio Donnerfall,
Der einst in Tibur mich umraucht –

's ist ein gar eigen, stoilles Lied,
So waldeskräftig, sonnenmild,
Bald fröhlich wie der Mühlenbach,
Wenn er um moos'ge Felsen quillt,